Der Begriff „nationale“ Spezialitäten und Delikatessen gehört m.E. neu definiert. Von der jungen Generation kennt doch noch kaum jemand Eisbein mit Sauerkraut, Steckrüben mit Ochsenschwanz, Labskaus, Graupensuppe, Kohlroulade, Brotsuppe, Himmel und Erde mit Blutwurst und Hackgrütze und viele Leckereien mehr. Grünkohl mit Pinkel, Kochwurst und Kasseler ist zumindest im Norden der Republik noch bekannt. Aber nur, weil bei den berühmt –berüchtigten Kohlfahrten oft der Verstand weggesoffen wird.
Nun ja, Delikatessen oder kulinarische Spezialitäten in Dänemark? Mir sind da noch keine so richtig aufgefallen. Vielleicht sind die ja auch in Vergessenheit geraten? Austern zumindest sind nicht speziell dänisch. Die werden zumindest in den Anrainerstaaten vom Atlantik, der Nord- und Ostsee überall gern verzehrt. Seitdem sich die eingeschleppte pazifische Auster an Nordeuropas Küstenregionen gerade explosionsartig vermehrt ist auch dieses Schalentier keine echte Spezialität mehr. Und sonst? Wer sich in Dänemark in einem Kro, in dem gern die Einheimischen speisen überraschen lassen möchte und dem Wirt sagt, dass er etwas typisch dänisches essen möchte bekommt wahrscheinlich Rotkohl mit Rind- und Schweinbraten und Kartoffeln aufgetischt. Damit kann man sicher häufig eine Wette gewinnen.
Was bleibt ist der Hot Dog. Aber was ist daran so dänisch? Die unnatürlich rot gefärbten Pølser kommen jedenfalls zum größten Teil von Danish Crown bzw. Tulip in Oldenburg (Niedersachsen), nachdem die dafür verarbeiteten Schweine einen letzten Ausflug im Viehtransporter von DK nach D. unternahmen. Zudem bin ich der festen Überzeugung, dass in den weltweiten Filialen von Ikea mehr von diesen Dingern verzehrt werden als in ganz Dänemark. Also ist der Hot Dog auch nur die Kopie einer schwedischen Spezialität.
Was bleibt da noch typisch dänisch? vielleicht das Speiseeis was mitunter so sehr gelobt wird? Sorry, aber dieser Hype um das Automaten-Softeis kann ich ganz und gar nicht verstehen. Da wird oben mit Hilfe eines Trichters eine Fertigeismischung aus einem 5 Liter Plastikkanister reingekippt und unten kommt an einem hahn das aufgeschäumte Eis heraus. Das Zeug war in Deutschland in den 1970er Jahren ein großer Hype. Mittlerweile ist wieder das selbstgemachte Eis beim italiener gefragt.
Ich schätze mal, dass es die gute Urlaubslaune ist, die uns ganz banale Speisen als "das" kulinariscjhe Erlebnis erscheinen lassen. Ein Selbstbetrug?
Fazit: Vielleicht sollte wir nicht immer so nationalistisch denken, zumal ja auch die rustikalen braunen Eichentische, die im Jagdhausstil gefertigte Lampe über dem Tisch und der ausgestopfte Eberkopf an der Wand in unseren Restaurants längst verschwunden sind und häufig ungemütlichen Bistrotischen Platz machen, damit die Gäste nicht so lange in der Gaststätte abhängen währenddessen sie zuhause aus Kostengründen die Heizung runter gestellt haben.
Essen wir doch einfach europäisch. Grünkohl mit Döner, Bifteki und Spaghetti, wahlweise Pommes beispielsweise.
Deutsche vers. dänische Küche bzw. Spezialitäten
- Krambambuli
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